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Wenn Akkus im Abfall zur Brandursache werden: Warum Abfallerzeuger jetzt gefordert sind

Ein Juniabend in Augsburg: Bei einem Schrottrecycler bricht plötzlich ein Feuer aus. Zunächst heißt es, Schrott brenne „in großem Ausmaß“. Doch schnell greifen die Flammen über, erfassen eine Lagerhalle, drohen ein angrenzendes Holzlager mitzureißen. Knapp 140 Einsatzkräfte sind im Einsatz – Berufsfeuerwehr, Freiwillige, Technisches Hilfswerk. Drohnen mit Wärmebildkameras suchen nach Glutnestern, Greifbagger und Radlader legen verkohlte Abfallberge frei. Eine Rauchwolke zieht über Wohngebiete bis in die Innenstadt, Brandgeruch liegt in der Luft. Drei Einsatzkräfte müssen wegen Hitzeerschöpfung behandelt werden. Die Ursache? Nach Einschätzung der Betriebsleitung deutet alles auf einen falsch entsorgten Akku hin.

Fast zur gleichen Zeit, im baden-württembergischen Metzingen: Auf dem Hof eines Entsorgungsbetriebs geraten plötzlich gepresste Papier- und Kartonballen in Brand. „Das Ganze stand lichterloh in Flammen“, berichtet der örtliche Feuerwehrkommandant in der Lokalpresse. 120 Kräfte aus mehreren Wehren kämpfen, um zu verhindern, dass das Feuer auf eine Halle mit hochwertigen Fahrzeugen übergreift. Sie bauen eine massive Wasserwand, eine „Riegelstellung“. Doch die Hitze ist enorm: Fünf Feuerwehrleute erleiden leichte Verletzungen. Der Betreiber vermutet, dass ein defekter Akku einer Einweg-E-Zigarette die Katastrophe ausgelöst hat.

Eine Gefahr, die jeden Tag zuschlägt

Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) spricht von einer alarmierenden Lage: Schätzungen zufolge kommt es in Deutschland rund 30 Mal am Tag zu Bränden in Recyclinganlagen oder Sammelfahrzeugen – fast immer ausgelöst durch falsch entsorgte Akkus. Branchenvertreter warnen: Diese Situation sei „existenzbedrohend“.

Die Schäden sind immens:

  • Bereits kleinere Brände in Sortieranlagen verursachen jährlich Kosten von bis zu 200.000 €,
  • fällt eine Anlage länger aus, summieren sich die Verluste schnell auf über eine Million Euro pro Jahr,
  • hinzu kommen explodierende Versicherungsprämien – viele Risiken sind kaum noch versicherbar.

Entsorger reagieren – und Abfallerzeuger geraten ins Visier

Angesichts der Risiken setzen Entsorgungsunternehmen auf drastische Maßnahmen:

  • Der erste große deutsche Entsorger verlangt Batteriefreiheitserklärungen. Wer Abfall anliefert, muss schriftlich bestätigen, dass keine Akkus enthalten sind. Bei Verstößen droht eine Konventionalstrafe von 1.000 € pro gefundenem Akku.
  • Ein innovativer Entsorger in Baden-Württemberg arbeitet mit einer neuen KI-Technologie, die Akkus mithilfe von Röntgensensorik erkennt und automatisch aussortiert. Erste Auswertungen deuten darauf hin, dass sich das Brandrisiko dadurch deutlich reduzieren lässt – auch wenn Experten betonen, dass keine Technik absolute Sicherheit bieten kann.

Diese Beispiele zeigen: Abfallerzeuger können sich nicht darauf verlassen, dass Entsorger das Problem allein lösen. Die Verantwortung für sichere Abfälle verschiebt sich zunehmend nach vorne – zu den Betrieben, die Abfälle erzeugen.

E-Zigaretten: Kleine Geräte, großes Risiko

Besonders problematisch sind derzeit Einweg-E-Zigaretten. Sie sind handlich, landen häufig im Restmüll – und gelten damit als Brandursache Nummer eins in vielen Entsorgungsbetrieben. Dabei ist die Sache eindeutig geregelt:

Nach dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) sind Vapes Elektroschrott. Sie dürfen nicht in den Hausmüll.

Rückgabepflicht: Hersteller, Fachhändler, viele Online-Händler (ab 400 qm Lagerfläche) sowie kommunale Wertstoffhöfe müssen E-Zigaretten zurücknehmen. Auch große Supermärkte und Discounter (ab 800 qm Verkaufsfläche) sind dazu verpflichtet.

Praxis: Manche Gemeinden haben bereits Sammelstellen eingerichtet, ein Entsorger bietet inzwischen sogar ein bundesweites Rücknahmesystem speziell für Einweg-Vapes an.

Tipp für Betriebe: Stellen Sie wie bei Batterien eine kleine Sammelbox bereit, in die Mitarbeitende oder Kunden gebrauchte Vapes werfen können – und geben Sie diese gesammelt an den vorgesehenen Stellen ab.

Das verantwortungsvolle Entsorgen ist nicht nur gesetzliche Pflicht, sondern ein aktiver Beitrag, Brände zu verhindern und Rohstoffe zurückzugewinnen.

Neue Gesetze erhöhen den Druck

Auch der Gesetzgeber verschärft die Regeln:

  • Die EU-Batterieverordnung sieht ab August 2025 neue Pflichten vor. Ab 2026 müssen Batterien aus Geräten entnehmbar sein, QR-Codes sollen Verbraucher über Kapazität, Lebensdauer und Entsorgungspflichten informieren.
  • Deutschland führt parallel ein neues Batterierecht-Durchführungsgesetz ein, das Anpassungen am ElektroG und weiteren Verordnungen mit sich bringt.
  • Österreich bereitet ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten vor; andere EU-Länder sind bereits vorangegangen.

Für Abfallerzeuger bedeutet das: mehr Verantwortung, strengere Nachweise, weniger Spielraum für Fehler.

Wo Akkus überall stecken

Lithium-Ionen-Batterien finden sich in deutlich mehr Produkten, als viele denken:

  • rund 80 Millionen Einweg-E-Zigaretten pro Jahr allein in Deutschland,
  • Powerbanks, Werkzeugakkus, Spielzeuge, blinkende Schuhe,
  • Grußkarten mit Musik oder kleine Alltagsgeräte.

Schon ein beschädigter Akku reicht, um Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius freizusetzen – ein Brand, den selbst Profis nur mit enormem Aufwand löschen können.

Was Abfallerzeuger jetzt konkret tun sollten

  • Mitarbeitende sensibilisieren: Schulen Sie Ihr Personal, Akkus und batteriebetriebene Geräte konsequent zu trennen.
  • Getrennte Sammelstellen bereitstellen: Besonders für Einweg-E-Zigaretten, Kleingeräte und Akkus.
  • Dokumentation sicherstellen: Weisen Sie nach, dass Ihre Abfälle batteriefrei sind – das schützt vor Vertragsstrafen und Haftungsansprüchen.
  • Prozesse mit Entsorgern abstimmen: Klären Sie Anforderungen, bevor es zu Konflikten kommt.
  • Rechtzeitig auf Gesetze vorbereiten: Wer heute handelt, meistert die kommenden Verschärfungen reibungslos.

Verantwortung übernehmen, Risiko minimieren

Die Brände in Augsburg und Metzingen zeigen eindrücklich: Schon ein einziger Akku oder eine falsch entsorgte Einweg-Vape kann eine Kettenreaktion mit immensen Schäden auslösen. Abfallerzeuger stehen dabei immer stärker im Fokus – rechtlich, vertraglich und finanziell.

Handeln Sie jetzt!

Falsch entsorgte Akkus oder Vapes können Brände, Strafen und Haftungsfälle auslösen – und Ihr Unternehmen in Gefahr bringen. Lomex EQS Consult unterstützt Sie dabei, sichere und gesetzeskonforme Abfallprozesse einzuführen: von der Risikoanalyse über Mitarbeiterschulungen bis zur Umsetzung von Batteriefreiheitserklärungen.

Kontaktieren Sie uns noch heute – bevor aus einem kleinen Akku oder einer Einweg-E-Zigarette ein millionenschweres Problem für Ihr Unternehmen wird.

Kontakt

Thomas Stork

T   +49  89 895 46 15 – 4

t.stork@lomex-eqs.de

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